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Die Zukunft der Printmedien (III)

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Druckmaschine  © Foto: PrintCarrier.com

Druckmaschine © Foto: PrintCarrier.com

Cornelia Hell, Content-Managerin im Marketing-Team der Würzburger Online-Druckerei PrintCarrier.com schrieb mich kürzlich an, weil sie sich »auf der Suche nach Inspiration und neuen Design- und Grafikideen« auf meinem Blog festgelesen hatte. Und die noch junge Serie »Die Zukunft der Printmedien« ermutigte sie zu einer Anfrage zu einem Gedankenaustausch zum Thema.

Normalerweise beantworte ich Mails mit Anfragen nach Gastbeiträgen hier im Blog gar nicht erst, das habe ich ihr auch geschrieben. Da aber bekanntlich der Ton die Musik macht und Frau Hell offenbar Virtuosin auf diesem Gebiet ist, fiel ihre Mail komplett aus dem Gastbeitrag-Anfrage-Rahmen heraus, und da kann ich auch schon mal eine Ausnahme von meinen selbsterfundenen Regeln machen.

So kam also ein Austausch über die »Zeitung der Zukunft« zustande, für den eher nur vage die Form eines Online-Interviews oder besser: Online-Talks angedacht war. Letztlich wurden aber zwei separate Beiträge daraus, die hier nun gleichwertig und gleichberechtigt nebeneinander erscheinen sollen. Los geht’s:

Zeitung 2.0

von Cornelia Hell

Das Internet bietet eine Flut an Informationen und es war wohl nie einfacher auf dem aktuellen Stand der Weltgeschehnisse zu bleiben. Soziale Netzwerke oder diverse Onlinezeitungen mit teilweise Livetickern sind allgegenwärtig und nur einen Klick entfernt.

Diese Gründe tragen zur aktuellen Zeitungskrise bei. Doch ist Print inzwischen wirklich Out und wurde ersetzt? Nein! Zeitungen erleben einen Wandel und müssen sich neu positionieren. Eine Zeitung darf heutzutage nicht mehr den Anspruch haben die aktuellsten Neuigkeiten zu liefern. Vielmehr müssen sich die Zeitungsmacher darauf besinnen was ihre Leser erwarten und möchten. Denn es gibt sie immer noch –  die Zeitungsleser.

Das Gefühl morgens am Frühstückstisch zu sitzen und bei der ersten Tasse Kaffee die Tageszeitung aufzuschlagen ist ein Bild, das noch nicht völlig in Vergessenheit geraten ist und eine Tradition die viele immer noch beibehalten haben.

Die heutigen Zeitungsleser kaufen sich die Printausgabe, wegen dem Erlebnis des Lesens an sich und nicht um sich eben schnell mal zu informieren. Das typische Format einer Zeitung mit ihrem recycelten Papier bietet eine willkommene Abwechslung zum kleinen Smartphonebildschirm.

Die Zeitungsmacher müssen also umdenken. Leser wollen Qualität, die es Wert ist Geld zu investieren und das Lesen zum Erlebnis macht.

Doch wie kann dieses Erlebnis erzeugt werden? Es geht nicht um kurze knackige Artikel und Überschriften, die schnell informieren. Zeitungsleser möchten sich zu ganz bestimmten Themen informieren. Es geht darum detaillierte Informationen zu bekommen. Die Leser nehmen sich bewusst und gezielt Zeit sich mit diesen Themen auseinander zu setzen.

Das wichtigste bei einer Zeitung ist, sich vom Rest der Online Medien abzusetzen und vor allem Seriosität auszustrahlen. Denn letztendlich haben Zeitungen immer noch den Ruf ordentlichen Journalismus zu betreiben und nicht gleich jedes Gerücht zu veröffentlichen. Denn ein Artikel im World Wide Web ist schnell veröffentlicht und verbreitet und kann ebenso schnell auch wieder gelöscht werden. Eine Zeitung hingegen sollte mit Bedacht auswählen was sie schwarz auf weiß druckt.

Zeitungen müssen in Zukunft also Ihre eigene Nische finden, und ihre Leser genau analysieren und darauf achten für welche Themen sie sich interessieren.

Es gibt also viel zu tun damit die Zeitung wie wir sie kennen nicht gänzlich ausstirbt. Wir dürfen gespannt sein wie sich die Generation der Zeitung 2.0 entwickeln wird.

Zur Zukunftsfähigkeit der Zeitung

von Klaus-Dieter Knoll

Das Gerede, dass Zeitungen sich in irgendeiner Krise befänden, halte ich für eine dramatisierte Überspitzung der Folgen sich wandelnder Medien. Die Zeitung selbst ist doch nicht nur Ausdruck von Medienwandel, sondern hat sich selbst auch immer wieder erheblich gewandelt. Vom Nachrichtenmedium des 18. Jahrhunderts, das nicht allein durch die Erfindung des Buchdrucks möglich wurde, sondern sich vor allem auf ein auf Kolonialisierung basierendes Korrespondentennetzwerk stützte und daher vornehmlich ihre Zielgruppe bei heimischen Investoren fand, bis hin zum massentauglichen Werbeträger des 20. Jahrhunderts, das durch das Internet einen wirkmächtigeren Konkurrenten bekommen hat, begleitete die Zeitung alle technologisch möglich gewordenen Neuerungen.

Durch das Internet sind im wesentlichen zwei Dinge erkennbar geworden, die das Geschäftsmodell der Zeitung – nämlich Werbung und Rezipienten zusammenzubringen – in Frage stellen. Dazu muss man sehen, wie dies geschieht: durch die Generierung von Werbeflächen, die als Inhalte getarnt für die Zielgruppe von Relevanz sein könnten. Das Internet – seinem Wesen nach verknüpfte Information – macht zunächst deutlich, dass Aktualität nicht länger mit der Druckmaschine reproduziert werden kann. Die Tageszeitung ist bei ihrem Erscheinen hoffnungslos veraltet. Verabschiedeten sich Verleger von der Illusion, mit diesem Format länger konkurrenzfähig bleiben zu können und böten stattdessen ausgewählte, sorgfältig recherchierte und kritisch kommentierte Einordnungen, gewännen die Inhalte Archivierungswert und wandelte sich also die »Zeitung« zur »Dauerung«. Das Problem hierbei: Das spräche zu wenig Interessenten an und gefährdete die Einnahmen erst recht, wodurch gleichzeitig ersichtlich wird, dass es der Zeitung eben nicht um Inhalte, sondern ums Generieren von Werbeflächen geht.

Das Internet ermöglicht aber auch die Auflösung der Gesamtheit, eine Erfahrung, die auch die Musik- und Filmindustrie schon machen musste. Es nicht notwendig eine Zeitung zu kaufen, um einen Artikel zu lesen. Nachrichten gibt es Internet wie Sand am Meer, und der nächst gelesene Beitrag könnte schon wieder aus ganz anderem Hause kommen. Auch hierbei zeigt sich, dass es nicht um Journalismus, sondern um das Geschäftsmodell »Werbung verkaufen« geht. Denn mit der Trennung des Teils vom Ganzen wird insgesamt weniger Werbefläche eines Produzenten an den Rezipienten gebracht. Im Zusammenspiel mit dem Preisverfall für Werbeflächen aufgrund des unbegrenzten Angebots im Internet gefährdet dies den Fortbestand des einen oder anderen Mediums.

Erforderlich ist also eine weitere Wandlung der Zeitung angesichts technologischer Erneuerung. Dies ist aber – wie eingangs bereits erwähnt – eine Erfahrung, die die Zeitung schon immer aus- und mitgemacht hat: als es möglich wurde, Bilder zu drucken, wurden Bilder gedruckt; als im Offsetdruck größere Auflagen möglich wurden, wurde Offsetdruck eingeführt; als Farbbilder möglich wurden, wurden Bilder farbig abgedruckt.

Nun also sind Onlinemedien mit Kommentarforen erforderlich, bringen aber weniger ein als bisher. Daran erkennt man, dass der Wandel noch nicht abgeschlossen ist. Was hochwertige Inhalte betrifft, liegt ein Interesse für die Wandlung der »Zeitung« zur »Dauerung« vor, im Print genauso wie Online. Allerdings handelt es sich hier um eine gebildete und interessierte Minderheit, die durchaus bereit wäre, für eine höhere Qualität einen entsprechenden Preis zu akzeptieren. Werbeeinnahmen über ein Massenpublikum zu erzielen, erfordert völlig neue Geschäftsmodelle, wie man an zahlreichen Special-Interest-Portalen sehen kann.

Darüber hinaus darf nicht verkannt werden, dass auf lokaler Ebene nach wie vor ein großes Vertrauen in die bekannten Medienmarken besteht. Und grundsätzlich gilt im Hinblick auf technologische Innovation und Disruption: Das Neue hat das Alte niemals verdrängt, sondern immer nur ergänzt.

 


Einsortiert unter:Content Creation, Medienwandel Tagged: Druckerzeugnisse, Drucktechnik, Medienwandel, Online-Druckerei

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